Beiträge von: Ilse Aichinger, Cyrus Atabay, Hans Bender, Johannes Bobrowski, Elisabeth Borchers, Brambach, Georg Britting, Susanne Carwin, Wolfgang Drews, Wolfgang v. Einsiedel, Herbert Eisenreich, Jürg Federspiel, Humbert Fink, Max Frisch, Gerd Gaiser, Arnold Gehlen, Joachim Günther, Albert Paris Gütersloh, Gustav Hillard, Kay Hoff, Karl August Horst, Josef W. Janker, Walter Jens, Friedrich Georg Jünger, Joachim Kaiser, Marie Luise Kaschnitz, Erhart Kästner, Wolfgang Koeppen, Karl Krolow, Siegfried Lenz, Carl Linfert, Sophie Dorothee Podewils, Adolf Portmann, Rainer, Martha Saalfeld, Nelly Sachs, René Schwachhofer, Ulrich Sonnemann, H. H. Stuckenschmidt, H. L. Swart, Eduard Trier, Franz Tumler, Werner Weber, Gabriele Wohmann
Vorwort
Der neue, achte Band des „Jahresring“ ist noch vielstimmiger geworden. Die Kontinuität ist gewahrt, neue Namen, insbesondere jüngerer Autoren, sind hinzugekommen.
Den Auftakt des Essayteiles bildet ein grundlegender Vortrag des Biologen Adolf Portmann (Basel), der dem Problem der Entfremdung der bildenden Kunst von den Gestalten des Lebens und dem Drang des Künstlers nach der Darstellung elementarer Vorgänge, der Urerlebnisse von Linie, Farbe und Rhythmus nachgeht. Auch Carl Linfert stellt das Schwanken des Kunstwerks zwischen Form und Unform fest. Erhart Kästner und Arnold Gehlen betrachten das Werk zweier deutscher, soeben vom Kulturkreis geehrter Künstler, die in Frankreich ihre zweite Heimat gefunden haben: Hans Arp und Max Ernst. Auf literarischem Gebiet stellen sich ähnliche Probleme. Joachim Kaiser prüft die Stoffwahl des Schriftstellers, der sein „Objekt“ sucht. Walter Jens gibt eine neuartige, spannende Analyse der „Perspektive im Roman“. Gustav Hillard-Steinbömer spricht in einem Rückblick auf das Romanwerk von Stendhal über „die Aufrichtigkeit des Schriftstellers“, dessen Wesen sich an die von ihm geschaffenen Gestalten, ihr Schicksal und ihre Leidenschaft, ihre Wahrheit und Wirklichkeit verliert. Zeitlos und abgeklärt stehen neben diesen Untersuchungen die „Aphorismen“ von Paris Gütersloh über Grundbegriffe der Literatur, denen er eine neue Bedeutung gibt.
Für die Musik wirft H. H. Stuckenschmidt die Frage nach „Musikalischen Fortschritten“ auf und stellt fest, daß man den Weg der Künste nur als Wandlung und nicht als progressive Entwicklung werten darf. Der Abschnitt der erzählenden Prosa wird von Georg Britting eingeleitet, der sein 70. Lebensjahr vollendet hat. Die verschiedenen dichterischen Temperamente spiegeln sich u. a. in den Arbeiten von Wolfgang Koeppen und Hans Bender, Max Frisch und Siegfried Lenz, Herbert Eisenreich und Karl August Horst. Neue Erzähler sindJürg Federspiel und W. Janker. Das Erlebnis des Südens wird in den Beiträgen von Franz Tumler, Gerd Gaiser, Sophie Dorothee Podewils und Humbert Fink abgewandelt, die trotz der Individualität ihrer Eindrücke einen inneren Zusammenhang aufweisen.
Im lyrischen Teil klingt mit Gedichten von Johannes Bobrowski und René Schwachhofer die Stimme der östlichen Landschaft besonders stark an. Gedichte von Friedrich Georg Jünger, Karl Krolow und Cyrus Atabay fordern zum Nachempfinden eines Naturerlebnisses auf. Ilse Aichinger, Elisabeth Borchers und Rainer Brambach heben in ihrer dichterischen Aussage Möglichkeiten und Gefährdungen unseres Daseins ins Bewußtsein. Um auf das Hörspiel als eine besondere literarische Ausdrucksform hinzuweisen, wird das neueste Hörspiel von Marie Luise Kaschnitz veröffentlicht.
In der „Chronik des Jahres“ setzen sich Karl August Horst, H. H. Stuckenschmidt und Susanne Carwin mit den künstlerischen Ereignissen des Jahres auseinander. Eine Erweiterung der Chronik nach der musikalischen Seite erfolgt durch einen Bericht von Joachim Kaiser über das Konzertwesen.
Der Abschnitt „In Memoriam“ beginnt mit einem Nachruf auf Joachim Moras, dessen schöpferisches Wirken sich neben seinem Lebenswerk, der Mitherausgabe des „Merkur“, in dem Aufbau und der Gestaltung von 8 Bänden des „Jahresring“ dokumentiert. Eine zum Gedenken an ihn gedichtete Grabschrift von Nelly Sachs leitet den vorliegenden Band ein.